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Dieser Artikel fasst die wichtigsten Erkenntnisse aus einer Expert Session mit Petra Dobrocka, Mitgründerin und CCO des internationalen E‑Commerce‑Fulfillment‑Anbieters byrd und Moritz Lukas von Xentral zusammen. Im Fokus standen praktische Logistik-Strategien für europäische Online Unternehmen, die grenzüberschreitend wachsen möchten. Die klare Zielsetzung: Kosten senken, Logistik optimieren und profitabel bleiben.

Wie Petra sagt:

„Es gibt kein One‑Size‑Fits‑All‑Modell. Entscheidend ist, Dein Produktmix, Deine Volumen und Deine Ziele zu verstehen – und daraus das schlankeste Setup zu bauen.“

Warum grenzüberschreitender E‑Commerce entscheidend fürs Wachstum ist

International zu verkaufen zählt zu den schnellsten Wegen, Dein Online-Business in Europa zu skalieren. Aber Cross-Border‑E-Commerce kann die Marge schnell schmälern, wenn er nicht gut geplant ist. Zentrale Herausforderungen:

  • Kund:innen erwarten schnelle & kostengünstige Lieferung (durchschnittlich 3 Tage in der EU, stark länderspezifisch).

  • Versandkosten ins Ausland sind meist 2–3× höher als im Inland.

  • Vorschriften & Steuern unterscheiden sich je Land und erschweren die Expansion.

Ohne eine optimierte Logistik wirst Du kaum mit lokalen Händler:innen konkurrieren können, die schneller und günstiger liefern.

3 Strategien für erfolgreiches Cross-Border‑Fulfillment im E‑Commerce

Klassischer Cross‑Border Versand – ideal zum Markttesten

Versand direkt ab Deinem Inlandslager an Kund:innen im Ausland über Carrier wie DHL, GLS oder DPD.

Vorteile:

  • geringster Setup-Aufwand – keine weiteren Lager oder VAT-Registrierungen nötig
  • eine zentrale Lagerhaltung – einfaches Bestandsmanagement
  • ideal für kleine, leichte Produkte und viele SKUs

Nachteile:

  • höhere Versandkosten (2–3× höher als lokal, je nach Volumen & Zielgebiet)
  • langsamere Lieferung (1–4 Tage länger als im Inland)

Wann verwenden:

  • zum testen neuer Märkte
  • bei geringem Bestellvolumen in Zielmärkten
  • bei hoher SKU-Komplexität

Petras Tipp

„Wenn Dein Produkt leicht und paketpostfreundlich ist, nutze Formate wie DHL Warenpost. Das ist sehr preisgünstig und wir sehen es häufig in diesem klassischen Cross‑Border‑Setup.“

 

Direct Injection – kosteneffizient bei wachsendem Volumen

Bestellungen bündeln und in größeren Mengen ins Zielland transportieren, wo sie ein lokaler Carrier zustellt.

Vorteile:

  • günstigerer Versand als beim klassischen Cross‑Border Versand
  • bessere Lieferleistung dank etablierter lokaler Paketdienste
  • weiterhin nur ein zentrales Lager erforderlich

Nachteile:

  • benötigt mindestens ein paar hundert Bestellungen pro Monat
  • höherer Einrichtungsaufwand (Carrier‑Verträge, spezialisierte Anbieter)
Beispiel: Ein Healthcare-Brand versendete monatlich 300 Bestellungen nach Schweiz – Versandkosten sanken von 12–15 € auf 9–13 € pro Paket. Das bedeutete rund 30 % Einsparung bei den Versandkosten.

 

„Der Break-even kommt schneller als man denkt. Mit dem richtigen Volumen und Partner wird Direct Injection zur effizienten Mid‑Stage Lösung.“



Cross-Border Fulfillment – schnellste und wettbewerbsfähigste Option für hohe Volumen

Lagerbestand in lokalen Fulfillment Centern halten und Bestellungen dort innerhalb des Landes erfüllen.

Vorteile:

  • niedrigste Versandkosten (Inlandstarife)
  • schnellste Lieferung (meist 1–2 Tage)
  • bessere Sendungsverfolgung, weniger Zollprobleme, weniger Reibung für Kund:innen

Nachteile:

  • komplexeres Setup: VAT-Registrierung, Lagerverträge, Inventaraufteilung
  • höhere Lagerkosten durch internationale Bestände

Beispiel: Eine britische DIY-Marke lagerte Bestand in Deutschland – Versandkosten fielen von 14–18 € auf 3–4 € pro Paket und sparte rund 5.000 €/Monat.


Welche Strategie passt zu Dir?

Strategie

Am besten für

Volumen

Liefergeschwindigkeit

Klassischer Cross-Border Versand

Markttestung, Kleine/leichte Produkte

Gering

Langsam (3–7 Tage)

Direct Injection

Wachsende Märkte, Gebündelte Sendungen

Mittel

Moderat (2–4 Tage)

Cross-Border Fulfillment

Etablierte Märkte, starker Wettbewerb

Hoch

Schnell (1–2 Tage)

Experten Tipp: Sieh diese Strategien eher als Stufen, nicht als starre Optionen. Starte mit klassischem Cross‑Border Versand, wechsle zu Direct Injection, wenn Dein Volumen wächst, und nutze lokale Fulfillment-Lösungen, sobald die Verkäufe es rechtfertigen. Die beste Lösung hängt stark von Deinem Produktportfolio, Kundenmix und weiteren Faktoren ab.

„Du musst nicht von Beginn an alles entscheiden – es sind keine exklusiven Modelle. Starte mit Option 1 zum Markttesten. Wenn das Feedback positiv ist, skaliere und optimiere weiter.“

Wichtige Erkenntnisse zum Schluss

Starte einfach, skaliere später: Teste Märkte mit Cross‑Border Versand, bevor Du in lokale Logistik Center investierst.

Berücksichtige die Gesamtkosten:
Denk nicht nur an Versandkosten, sondern auch an VAT, Zoll und Bestandsverwaltung.

Kunden­erlebnis zählt:
Schnelle und zuverlässige Lieferung sorgt für Wiederkäufe und langfristigen Erfolg.

Am Ende geht es darum, die richtige Strategie für Deine Anforderungen zu finden.

Wie Petra sagt:

„Ich würde nicht sagen, dass es ein Setup für alle gibt – es hängt von SKU-Anzahl, Versandländern, Produktgewicht und -volumen ab. Am Ende ist es immer eine dieser drei Optionen oder eine Kombination davon.“

Diese Zusammenfassung basiert auf einer Live Expert Session mit Xentral’s Moritz Lukas und byrd’s Petra Dobrocka.